Der Brexit kam wie ein Hammerschlag – zwar hatte die Presse in den Wochen vor dem Referendum ständig darüber berichtet, die Märkte hatten ihn befürchtet, doch in den Tagen vor der Abstimmung sah es wieder so aus, als würde einer Mehrheit der britischen Wähler sich für das Bleiben in der EU – also den Status Quo – entscheiden.
Was ist überhaupt der Brexit?
Unter Brexit – für „British Exit“ – versteht man den Austritt Grossbritanniens aus der EU. Am Donnerstag 23. Juni stimmten die britischen Wähler, und entschieden sich mit einer knapper Mehrheit (52%) dafür.
Und was nun?
Jetzt herrscht Unsicherheit. Theoretisch sollte die britische Regierung jederzeit laut Artikel 50 des Lissabon Abkommens den Austritt des Landes offiziell erklären. Danach hat das Land zwei Jahre, um den Austritt aus der EU vorzubereiten und eventuelle Binnenabkommen mit der EU abzuschließen.
Doch die Regierung scheut sich, bzw. hat Premierminister David Cameron, der für den Herbst seinen Rücktritt angekündigt hat, die offizielle Austrittserklärung seinem Nachfolger überlassen. Da die Briten aber ursprünglich informell verhandeln und bereits eine Ahnung der zukünftig möglichen Abkommen haben wollten, bevor sie durch Artikel 50 Ihren Austritt offiziell erklären, wird es schwierig. Denn Bundeskanzlerin Merkel und andere Staatsoberhäupter wollen keine informellen Verhandlungen, was die britische Regierung in einen Engpass drängt: raus aus der EU, und die Konsequenzen tragen (ohne zu wissen, ob es innerhalb von zwei Jahren überhaupt zu einem Abkommen kommt), oder nachgeben und dem Votum der Mehrheit der Wähler nicht folgen.
Aber was bedeutet Brexit für den Berliner Immobilienmarkt?
Hat dies überhaupt eine Auswirkung? Auf jeden Fall, wenn auch nicht direkt. Bis jetzt waren Londoner Immobilien ein sicherer Hafen für ausländische Investoren, zum Teil sogar von manchen als sicherer betrachtet als Bankeinlagen. Dies hat seit der Finanzkrise den Preis von Londoner Immobilien weiter in die Höhe getrieben.
Doch führt der Brexit jetzt zu signifikant erhöhter Unsicherheit für den Londoner Immobilienmarkt. Manche Bauvorhaben wurden bereits gestoppt oder vorübergehend eingestellt. Es wird auch schwieriger, Kredite zu erhalten. Zwar werden gewisse ausländische Investoren angesichts des schwächeren Pfunds jetzt zugreifen wollen, aber der Nettoeffekt des Brexits ist zweifellos über das nächste Jahr negativ.
Berlin war bereits in den letzten zwei Jahren die beliebteste Stadt Europas für Immobilieninvestoren. Wachsende Bevölkerung, neue Firmenzuzüge, eine blühende Tech-Szene und Infrastrukturinvestitionen tragen alle, neben den immer noch relativ niedrigen Immobilienpreisen, zum weiteren Aufstreben der Stadt bei. Angesichts dessen ist eine Immobilienblase in Berlin noch nicht in Sicht. Investoren, die also nach Rendite und Wachstum in einem relativ sicheren Hafen suchen, werden Berlin – oder auch Frankfurt (angesichts potenzieller Zuzüge aus London) der britischen Hauptstadt in den nächsten Jahren sicher bevorzugen.
Schliesslich kommt noch der DM-Mark Effekt hinzu. Sollte die Eurozone nämlich wirklich eines Tages auseinanderfallen, werden die ausländischen Eigentümer von deutschen Immobilien Anlagegüter in D-Marks besitzen – eine Währung, die sicher Aufwertungspotenzial gegenüber den meisten anderen europäischen Währungen hätte.